Sonntag, 3. Februar 2013

Balteus - Schwerttragegurt

Mein Mann hat sich zum Geburtstag einen Balteus gewünscht, da er immer Probleme hatte, sein Schwert tragbar am Gürtel zu vertäuen.
Mit kriegerischer Ausrüstung habe ich ja nun überhaupt nix am Hut, aber dafür hat man gute Freunde oder ein interessantes Forum, in dem solche dinge diskutiert werden: Forum Hassia Celtica
Patrick Meyer und Markus Breyer vom Projekt LaTene haben sich darüber schon viele Gedanken gemacht und sie freundlicherweise mit mir geteilt, so dass ich die Früchte ihrer Überlegungen nur in die Tat umsetzen musste.

Die Vorüberlegung war ein textiler Balteus aus Leinen, der in dieser Art getragen werden soll:

Quelle:http://www.projekt-latene.de/Galeriebilder/Shooting%20Bliesbruck2013/Fotoshootingbliesbruck2013.html























Da farbiges Leinen kaum in der Vorgeschichte vorkommt und schon gar nicht in unseren Breiten (wenn man von Küpenfarbstoffen wie Indigo/Waid absieht), entscheide ich mich für ein ungebleichtes naturgraues gezwirntes Garn, noch ganz in der Tradition der HEKII.
Beide Enden sollen geschweift angefertigt werden und als Webart gibt ein Brettchengewebe die erforderliche Steifigkeit im Gegensatz zu einem Kamm/Litzengewebe.

Zur Herstellung verwende ich einen modernen Inkleloom/Brettchenwebrahmen aus der Produktion des Barden.









Exkurs: Diese Webrahmen sieht man allerorten, auch auf Veranstaltungen musealer Art! Sie sind nirgendwo nachgewiesen und in dieser Form wahrscheinlich nicht verwendet worden. Ich finde die Verwendung völlig okay, wenn man darauf hinweist, dass es ein modernes Konstrukt ist. Leider hört man allzuhäufig: Ja aber, es hätte können sein!  Natürlich hätte ein findiger Kopf vor 2000 Jahren darauf kommen können, aber es gibt keinerlei Funde, weder hier noch anderswo noch zu anderen Zeiten als der Moderne. Und wenn's im Fundgut wirklich nur als gähnendes Vakuum existiert, sollte man dazu stehen, dass es ein modernes Hilfsmittel ist!
Vertretbare Modelle für die Darstellung gibt es in Gemälden ab dem HoMi. Eine wunderbare Zusammenfassung gibt es auf Aislings Seite.

Für unsere Eisenzeit kann man vorsichtig einige Funde aus Etrurien als Bandwebhalter für den Gürtel interpretieren, Informationen dazu gibt es im Buch von Gleba: Textile production in pre-roman Italy
Ich höre jetzt schon viele aufstöhnen und sagen: Aber Die waren ja auch nicht blöd damals! Am Gürtel zu weben geht auf den Rücken!!
 
Quelle: http://de.academic.ru, Bagladesh






















Dazu muss ich wieder einwerfen: Wir sehen das zu sehr von unserem heutigen Standpunkt aus. WIR sind heute nicht mehr in der Lage über längere Zeit schmerzfrei am Gürtel zu weben, in vielen Epochen und Regionen der Erde wurde und wird aber heute noch über längere Zeiträume am Gürtel gewebt.
Quelle: http://www.vingilot.de, Indonesien


























Edit: Durch den Hinweis einer Freundin aufmerksam gemacht, möchte ich hier betonen, dass ich NICHT gegen die Verwendung eines Brettchenwebstuhls bin. Ich benutze es als nützliches und sinnvolles Gerät zu Hause, und wenn dann mal auf einer Veranstaltung, stets mit dem Hinweis, dass es neuzeitlich ist.

Im übrigen empfehle ich die oben verlinkten, die gegenüber anderen, vor allem einer bekannten Firma aus Neuseeland, deutlich stabiler und ausgereifter sind.





 

1 Kommentar:

  1. Am Gurt weben geht nur dann auf den Rücken, wenn der Gurt zu schmal ist und wirlich auch am Rücken sitzt. Auf den hier gezeigten Bildern, sieht man das der Gurt mehr am Po sitzen sollte, und auch immer recht breit ist.

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